Am 23. April haben wir unser Wohnmobil bei einem Kilometerstand vom 101'667 gestartet, um unsere diesjährige Balkanreise anzutreten. Wie haben wir doch so schön gesagt: 1 altes Wohnmobil, 1 alter Hund und zwei grauhaarige Grufties. Aber wir freuen uns darauf. Nach geglücktem Start erwartete uns am anderen morgen um 03.30 Uhr die erste Herausforderung. Nach dem überqueren der Grenze zu Italien standen wir plötzlich vor gesperrter Autobahn. In Como wurden wir auf eine Nebenstrasse umgeleitet. Von dort war kaum mehr ein Wegweiser zu sehen - nur herumirrende und suchende Autos mit Schweizer Kennzeichen. Dank Navi fanden wir uns dann um 04.45 Uhr endlich auf der Autobahn Richtung Venedig wieder. Wie wir aber dahin gekommen sind - keine Ahnung. Trotzdem sind wir bereits um 13 Uhr an unserem ersten Übernachtungsplatz in Postojna (Slovenien) angekommen.
Am Donnerstag, 25. April ging die Reise weiter bis nach Cigog in Kroatien, am nächsten Tag nach Sremska Mitrovica in Serbien, am Samstag nach Jagodina, ebenfalls Serbien und am Sonntag, 28. April zu unserem Kollegen Miladin in Zajecar, den wir bereits im letzten Jahr besucht haben.
Da am Montag Feiertag in Serbien war nutzten wir die Zeit, seinen Sohn Nebojosa in Dubocane zu besuchen. Nebojosa möchte sehr gerne mit uns zusammenarbeiten und hat bereits Besuche in Krankenhäusern in der Region für morgen zusammengestellt. Er möchte unbedingt als Vertrauensperson (analog unserer Boryana in Bulgarien) fungieren. Einen deutsch sprechenden Partner hat er auch bereits gefunden. Wir sind gespannt auf morgen und geniessen den Tag auf seinem Bauernhof.
Dienstag, 30. April 2019
Nachdem wir den Bürgermeister von Zajecar kennen gelernt haben, konnten wir das Krankenhaus besichtigen. Der Direktor empfing uns - signalisierte aber mit seiner Körpersprache bald einmal sein Desinteresse. Er informierte uns, dass für elektrische Pflegebetten ein Zertifikat vom Staat benötigt wird. Es sei sehr schwierig, ein solches zu bekommen. Trotzdem konnten wir - geführt durch eine Krankenschwester - die Zimmer besichtigen. Leider mussten wir feststellen, dass eigentlich dringender Bedarf vorhanden wäre. Sie gaben an, dass sie gerne ein EKG-Gerät, einen Defibrillator, Putz- und Bügelmaschinen, Wagen für Essensausteilung usw. hätten. Nur damit bekommen wir keinen LKW voll. So müssen wir leider von einer Lieferung absehen. Schade!
Hier ein paar Bilder vom Zustand im Krankenhaus:
Nun sind wir gespannt auf das zweite Krankenhaus, das Nebojosa für uns ausgesucht hat. Es ist eine Reha Klinik in Gamzigrad mit 250 Betten. Der Direktor - ein freundlicher, älterer Herr - zeigte sich sehr interessiert. Eine unserer ersten Fragen war, ob er überhaupt elektrisch verstellbare Pflegebetten annehmen kann, da ja in Serbien ein spezielles Zertifikat zum einführen in ihr Land verlangt wird und das sehr schwer zu bekommen sein. Darauf lachte er nur. Wenn er für "sein" Spital solche Betten aus der Schweiz erhält, würde er selbstverständlich alle Hebel in Bewegung setzen, dieses Zertifikat zu bekommen. Er werde sich persönlich ins Auto setzen, um im zuständigen Amt in Belgrad dieses Zertifikat abzuholen. Er werde nicht ohne Formular das Amt verlassen. Er führte uns persönlich durch die Abteilungen. Wir konnten feststellen, dass Bedarf nicht nur bei den Pflegebetten ist. Dringend werden auch Reha-Geräte, Bettwäsche, Berufsbekleidung uvm. benötigt. Sogar der Arztkittel vom Direktor war grau und zerrissen.
Hier werden wir von Herzen gerne helfen, sobald wir das richtige Material gefunden haben!
Am gleichen Abend fuhren wir dann weiter ins schöne, uns vom letzten Jahr bestens bekannte Dinkovo (BG). Bisi und Martin Kräuchi haben uns freundlicherweise wieder erlaubt, ein paar Tage dort zu verweilen. Ganz herzlichen Dank Bisi und Martin.
Da am 1. Mai Feiertag war, konnten wir uns in dieser schönen Landschaft bestens erholen. Von Milton wurden wir mit feinem Salat und Zwiebeln aus dem eigenen Garten versorgt.
2. Mai 2019
Am nächsten Tag standen dann zwei Kontrollbesuche an. Milton Metodiev, der die Altersheime, die wir im März 2019 beliefert haben für uns ausgesucht hat und die wir letztes Jahr besichtigt haben, wird uns begleiten. Als erstes besuchten wir Dobridol. Nach einem freundlichen Empfang wurden wir in die Zimmer geführt, wo die von uns gelieferten Betten von der Reha Klinik Schönberg in Gunten tiptop montiert standen. Auch die gelieferten Rollstühle werden alle regelmässig gebraucht. Wir sind sehr zufrieden. Beim Abschied wurden uns als Dank selbstgebastelte Osterdekorationen überreicht.
Nicht weit entfernt war das zweite belieferte Altersheim in Drenovetz. Als wir rein kamen waren wir sehr erstaunt. Überall lagen grosse Rollen rum die aussahen wie Linoleum-Böden und Farbtöpfe. Die Direktorin entschuldigte sich und sagte dass, sie gerade angefangen haben die Zimmer mit neuen Böden zu belegen und mit frischer Farbe zu streichen. Sie wollen die Gelegenheit nutzen und die von uns gelieferten Betten in renovierten Zimmern aufstellen. So haben wir das gerne. Die Betten zeigten sie uns in einem eigens gemieteten Lagerraum.
Nur 2 Wochen später hat uns Milton Fotos geschickt. Die Zimmer waren frisch gestrichen und die Betten standen in den renovierten Zimmern. Da liessen sie sich aber motivieren und haben Gas gegeben. Super. Das sieht doch alles schon viel freundlicher aus.
Nach 2 weiteren, gemütlichen Tagen in Dinkovo ging die Fahrt weiter nach Vlado Trichkov in der Nähe von Sofia. Von dort aus fuhren wir nach Plovdiv. Innerhalb des Spitals in Plovdiv gibt es ein kleines Ortophädie-Spital, das separat geleitet wird. Die dortige Direktorin hat uns um Hilfe gebeten. Trotz eines Feiertages ist sie extra hergekommen, um uns das Inventar zu zeigen. Wie wir feststellen konnten, ist hier Hilfe wirklich dringend angesagt und es wirklich nicht viel brauchbares in diesem Spital. Etwas das wir noch nie vorgefunden haben - eine Untersuchungsliege wurde mit einer Matratze bestückt und als Bett gebraucht. Ideen muss man haben. Aber auch die Nachttische fallen fast auseinander, die Infusionsständer sind verrostet und vieles mehr...... Für uns ist klar: der nächste Transport im Sommer geht nach Plovdiv.
Die nächste Besichtigung war am 8. Mai im Spital in Kjustendil. Via Facebook haben wir die Meldung erhalten, der Zustand in diesem Krankenhaus sei unzumutbar. Da wir nachher sowieso Richtung Mazedonien weiter fahren werden lag dieses Spital auf der Strecke. Ein toller Übernachtungsplatz und ein perfekter Dolmetscher waren auch organisiert.
Der Spitaldirektor empfing uns dann aber sehr unwillig. Gleich beim Vorstellungsgespräch stellte er klar, dass er keine elektrisch verstellbaren Pflegebetten wünscht. Die Begründung war, dass die ja kaputt gehen könnten. Wir können das nur schwer nachvollziehen, müssen doch die Patienten in den erbärmlichen Betten und teils schmutzigen und sehr dünnen Matratzen liegen. Und sollte doch einmal die Elektrik versagen sind unsere Betten immer noch um ein Wesentliches besser als die bestehenden, ganz zu schweigen von den Matratzen. Wir können nichts anderes tun als diesen Entscheid schweren Herzens zu akzeptieren. Man kann niemand zu seinem Glück zwingen. Nachstehend ein paar Bilder vom effektiven Zustand:
Am nächsten Tag waren die Kontrollbesuche in Mazedonien angesagt. Unsere Vertrauensperson Djelil Zendeli hat uns in Tetovo begrüsst. In einem langen und ausführlichen Gespräch hat er uns erklärt, dass sie dabei sind, einen Verein zu gründen. Nach Vereinsgründung wird auch die Zusammenarbeit wesentlich erleichtert. Sei es mit den Zollformalitäten, dem verteilen von Material, Spesenabrechnungen usw. Er hat uns auch bereits ein paar künftige Mitglieder vorgestellt die sehr motiviert sind, mitzuhelfen. Sogar der Gefängnisdirektor hat sein Interesse bekundet.
Bei dieser Gelegenheit hat uns der Gefängnisdirektor orientiert, dass die gelieferten Kajütenbetten noch nicht montiert werden konnten. Da es ein sehr kalter Winter war laufen die geplanten Renovierungsarbeiten erst jetzt an. Auch der Abstand der Betten muss noch etwas erhöht werden. Djelil wird das für uns überwachen und uns die Fotos zustellen, sobald die Betten montiert sind. Die Matratzen allerdings sind schon alle verteilt. Wir warten gespannt auf die Fotos.
Nach 2 schönen Tagen in Mazedonien und einer wunderbaren Fahrt durch Albanien sind wir am Donnerstag, 16. Mai nach Montenegro gefahren. Am Tag darauf stand ein Besuch auf dem Programm, auf den wir uns schon lange gefreut haben. Frau Botschafterin Meglena Plugtschieva - sie war 7 Jahre lang Botschafterin für Bulgarien in Bern - hatte uns gebeten, nach Podgorica zu kommen. Seit Anfang dieses Jahres ist sie in diesem schönen Land tätig. Sie bat uns, das Spital in Cetinje zu besichtigen. Sie hat nämlich schon bald festgestellt, dass das Gesundheitswesen ähnlich vernachlässigt wurde wie in Bulgarien. Einen guten, deutschsprachigen Dolmetscher hatte sie im Vorfeld bereits für uns organisiert.
Vor Ort wurden wir freundlich empfangen und sehr engagiert durch das Krankenhaus geführt. Bald stellten wir fest, dass dort unsere Hilfe wirklich benötigt wird. Zwar sahen die Betten auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus aber bei genauerem Hinsehen lag doch einiges im Argen. Die Betten sind rein mechanisch und nicht elektrisch verstellbar. Sämtliche Betten sind mit Matratzen ausgestattet, die sie von einem Hotel gespendet erhalten haben. Das ist natürlich denkbar ungünstig, da Krankenbetten selbstverständlich zwingend plastifizierte Matratzen benötigen.
Hier möchten wir unbedingt helfen.
Um einen erfolgreichen Transport organisieren zu können gilt es nun, eine geeignete und motivierte Vertrauensperson mit viel Herzblut für unsere Vereinstätigkeit in Montenegro zu finden. Jemand der gewillt ist, ehrenamtlich (gegen ein kleines Entgelt für geleistete Autokilometer) für uns die Abklärungen im Land und die Verzollung des eintreffenden LKW abzuwickeln. Weiter den Camion zum Bestimmungsort zu begleiten, den Ablad zu überwachen, das ganze mit Fotos zu dokumentieren und uns für die Publikation in Facebook und unserer Homepage zur Verfügung zu stellen. Kurz gesagt: wir brauchen eine Boryana in Montenegro!!!
Irgendwo unterwegs in den Bergen Albaniens hat uns eine Email aus Sarnitza erreicht. Ihr erinnert Euch an Sarnitza. Dort haben wir im September 2015 das erste Notstromaggregat, welches wir vom Sunnepark Grenchen gespendet erhalten haben und von der Firma Bimex in Uetendorf völlig unentgeltlich umgebaut wurde, geliefert. Dem LKW konnten wir noch etwas Büromöbel, Untersuchungsliegen usw. mitgeben. Soviel zur Vorgeschichte.
Das Anfangs genannte Mail hat uns fast umgehauen. Der Bürgermeister informierte uns, dass in einem der Möbelstücke Fr. 4'000.-- gefunden wurden. Ob sich vielleicht jemand gemeldet hat, der das Geld vermisst, oder ob er den Betrag an uns überweisen soll. Nachdem wir seine Fragen verneint hatten schlug er vor, das Geld für einen wohltätigen Zweck zu verwenden. Dem haben wir natürlich begeistert zugestimmt.
FAZIT:
Es gibt auf der ganzen Welt ehrliche Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben!
Nach diesem letzten Termin unserer offiziellen Reise verbrachten wir noch 2 Tage in Montenegro, und 10 Ferientage in Kroatien. Bei unserem Eintreffen Anfang Juni daheim hatten wir 4825 Kilometer mehr auf dem Tacho unseres Wohnmobils. Einmal mehr haben wir viel gesehen, viel erlebt - überwiegend positives wie auch ein paar negative Punkte. Es gilt nun, dies alles aufzuarbeiten und das dringend benötigte Material zu organisieren, damit wir so bald wie möglich mit weiteren Transporten beginnen können.
Wie jedes Jahr werden sämtliche Spesen, Autokilometer usw. vom Präsidenten und der Kassierin Andreas und Rosmarie-Thöni selber getragen. Sie werden als Spende verbucht. Die Vereinskasse wird also mit SFr. 0.00 belastet!
5. Juni 2018
Andreas und Rosmarie Thöni-Chlouda
mit Zora